facettenreich glitzernd steht der
mond weit oben am firmament und ueberzieht staedte, doerfer,
waelder und felder mit kleinen, roetlichen lichtquadraten.
ein suesses, putziges, putziges, putziges, bluemchenhaft
kleines haselnussstraeuchlein streckt seine zweiglein
genuesslich in die luefte und folgt dem wiegenlied des
windes. es haelt seine aeuglein geschlossen, sich ganz
der lautlosigkeit der nacht hingebend.
doch schaerfer noch als ein ADMEDINO-plastik-kindermesserchen
durchschneidet eitel gefaerbtes gekeife die stille des
momentes.
schriller streit quilt aus fenster und tueren eines sich
in der naehe befindlichen gutshauses.
das haselnussstraeuchlein zuckt zusammen, sein zartes
blattwerk bebt, aber es gibt kein entrinnen vor dem allabendlichen
schauspiel der selbstgefaelligkeit: 2 schwestern streiten
sich um allerlei oberflaechlichkeiten – wer denn
die schoenste sei, welcher das prachtvollste kleid gebuehrt
und wessen hals die schwere perlenkette schmuecken darf.
im charakterlichen kontrast zu den schwestern stand eine
weitere bewohnerin des hauses: aschenbroedel - ein bescheidenes,
wohlerzogenes und ueberaus gutherziges maedchen. seit
dem tod von mutter und vater lebte sie unter einem dach
mit den stiefschwestern und deren mutter.
die hochmuetigen stiefschwestern verachteten aschenbroedel
und liessen sie alle arbeiten verrichten, fuer die sie
sich selbst zu fein hielten. ihre kalten herzen kannten
weder dankbarkeit, noch mitgefuehl...
nicht weit entfernt von besagtem hause befand sich das
schloss des jungen prinzen christian. christian lebte
eigentlich schon viel zu lange am hofe der mutter. laengst
war es zeit, dass sich der schneidige bursche im lande
umsehen sollte nach einer frau, mag „hotel mama“
noch so suess und bequem sein.
um den werdegang des schicksals ein wenig zu beschleunigen,
setzte prinz christians mama, die edle andrea vom regberg,
ein schreiben auf: eine einladung zu einen ball am hofe,
gerichtet an alle jungen damen des landes, welche von
passendem stande waren.
die nachricht ereilte auch das haus der stiefschwestern.
aufgeregt schnatternd waehnten sich die schwestern bereits
als auswerwaehlt, versponnen sich sogleich in die suche
nach dem perfekten kleide, probierten dies und probierten
jenes.
mitten im geschehen meldete aschenbroedel zaghaft ambitionen
an. mimikreiches feedback entgegnete aschenbroedel, fanden
die schwestern diesen gedanken doch nichts anderes als
grotesk und vermessen. aber die schwestern beliessen es
nicht bei einer kraenkung, sie trugen aschenbroedel eine
diabolische arbeit auf, welche mit sicherheit den gesamten
abend in anspruch nehmen wuerde: die schwestern schuetteten
erbsen und linsen in ein aschegefuelltes gefaess und befahlen,
aschenbroedel solle beides wieder voneinander trennen,
erst dann duerfe sie ebenfalls zum ball des prinzen gehen.
mit gehaessigem gekicher entfernten sich stiefschwestern
samt stiefmutter in richtung koenigshof.
aschenbroedel blieb zurueck, traurigkeit huellte ihr guetiges
herz ein.
sie arbeitete noch nicht allzu lange, als ploetzlich die
tauben erschienen, die anschenbroedel jeden tag fuetterte.
die tauben boten ihre hilfe an und aschenbroedel erklaerte:
„die guten ins toepfchen, die schlechten ins kroepfchen.“
im schnabelumdrehen war die arbeit getan. doch das naechste
hindernis tuermte sich auf: aschenbroedel konnte unmoeglich
ohne passendes ballkleid zum koenigshof aufbrechen.
der kleine haselnussstrauch verzauberte nicht nur durch
seine hnreissende gestalt, nein, er konnte tatsaechlich
ein wenig zaubern. Leise raschelten die blaetter einen
magischen spruch: „zssssalllando, zsssssalandooo!“
- und im blattumdrehen hingen am straeuchlein ein traumhaftes
kleid, ganz in rosé gehalten und passend dazu formvollendete
schuhe.
der mond lenkte sein licht geschickt auf die pailetten
des kleides, das glitzern drang durch die fenster des
hauses und huschte ueber aschenbroedels gesichtlein.
aschenbroedel schritt hinaus in die nacht, dem funkeln
entgegen und als sie recht nahe beim haselnussstraeuchlein
war, sagte dieses mit sanfter stimme: „mein liebes
kind, nimm dies und folge deinen schwestern auf den ball
des jungen prinzen.“
aschenbroedel folgte den worten des straeuchleins und
als sie in den zweiten schuh schluepfte, entfaltete sich
ein weiterer zauber, der sie direkt an den hofe der koenigsfamilie
befoerderte.
als sie ihre augen oeffnete, sah sie ihre schwestern
hektisch fuchtelnd um den prinzen herum tanzend, selbiger
jedoch war durch das chaotische tun in eine erschoepfung
gefallen. doch in dem moment, als er das wunderschoene
aschenbroedel erblickte, entfernte sich der schleier der
paralyse von ihm. entzueckt schritt er auf sie zu, tanzte,
schwebte ueber den boden des tronsaales. sein herz entflammte
mehr und mehr. doch der abend neigte sich seinem ende
entgegen, fuer aschenbroedel war es hoechste zeit, rechtzeitig
nach hause zu eilen, um den schwestern zuvor zu kommen.
hastig entfernte sie sich von ihrem prinzen, so hastig,
dass sie dabei einen der schuhe verlor.
der prinz versuchte ihr zu folgen, doch aschenbroedel
enteilte so leichtfuessig und gewandt, dass prinz christian
nichts anderes in seinen haenden hielt, als diesen einen
schuh.
am naechsten morgen liess prinz christian sogleich das
gesamte land nach der unbekannten schoenen befragen. doch
keiner hatte sie je zuvor gesehen, kein hinweis konnte
dem prinzen helfen, seinem so heftig entflammten traum
fortzufuehren.
verzweiflung!
ploetzlich ereilte koenigin andrea eine erhellung:
prinz christian solle nebst gefolge durch das land ziehen
und alle maedchen des koenigreiches diesen schuh probieren
lassen.
Sodann machte sich der prinz auf den weg. er durchstreifte
alle staedte und doerfer, klopfte an jeder tuer –
doch keinem der maedchen wollte der schuh passen.
endlich erreichte er das haus von aschenbroedel und deren
stiefschwestern.
der prinz liess die aeltere der schwestern probieren.
die stiefmutter erkannte sogleich, dass der schuh viel
zu klein und zu zart war fuer den fuss ihrer tochter.
listig verstrickte sie den prinzen in ein ablenkendes
gespraech. und multitaskingfaehig, wie frauen sind, wandte
sie nebenher ein paar chirurgische kunstgriffe an, bis
die tochter tatsaechlich ihren fuss in den schuh zwaengen
konnte.
ein wenig anders hatte der prinz seine auserwaehlte zwar
im gdaechtnis, aber vielleicht taeuschte ihn auch der
verklaerungsgrad seiner erinnerung sowie das nun wirkende
tageslicht.
nun denn, prinz christian geleitete die stieftochter zur
koeniglichen kutsche.
als die kutsche ueber die felder fuhr, vorbei am haselnussstraeuchlein,
gurrten die darin sitzenden taeubchen „rrrrugidibuuuuuu,
rrrrugggidibuuuu – es ist blut im schuh ...“
der prinz vernahm die laute der taeubchen und kontrolierte
ein weiteres mal die passform des schuhwerkes. ha! da
erkannte er den schwindel, liess den kutscher sogleich
umkehren. die stieftochter versank vor scham in den polstern
des koeniglichen gefaehrtes, doch die chance war verwirkt.
der prinz brachte die luegnerin sogleich zurueck zum hause
der mutter. doch da gab es ja noch die juengere tochter.
Ihr stand ebenfalls eine chance zu.
erneut den prinzen ablenkend, raspelte die mutter auch
den fuss der anderen tochter in ausreichende form, zwaengte
nun deren etremitaetenfinale hinein in den schuh.
der prinz – nun weit argwoehnischer – beobachtete
die juengere tochter genau. doch der schuh passte, wenn
auch der gang der dame seltsam gequaelt und unelegant
wirkte.
da der prinz aber seine wahl so fest an das passen des
schuhes gekoppelt hatte, blieb ihm nichts anderes uebrig,
als nun diese tochter an den koenigshof zu bringen.
abermals passierten sie das haselnussstraeuchlein.
und abermals wiesen die taeubchen auf den betrug hin:
„ rrrrugidbuuuuuu ...“
der prinz resignierte ob der niedertraechtigkeiten der
letzten stunden. zornesdurchstroemt brachte er auch diese
tochter zurueck zum hause der mutter.
gerade als er das haus wieder verlassen wollte, kreuzte
aschenbroedel seinen weg. Und obwohl sie auf's einfachste
gekleidet war, verstroemte sie so viel anmut und schoenheit,
dass den prinzen eine ahnung ereilte.
die stiefmutter versuchte sogleich, abschenbroedel zurueck
in die kueche zu draengen, doch der prinz verbat sich
den eingriff der mutter und reichte aschenbroedel den
schuh. die stieftoechter und ihre genetische quelle zuckten
zusammen, sie ahnten den ausgang der probe.
der schuh glitt wie von selbst auf den fuss des gutherzigen
aschenbroedel. alle zweifel des prinzen verflogen.
der mond stand immer noch hoch im zenit. hatte er sich
gar nicht bewegt? eigenartig – vielleicht war es
ja nur ein maerchen? |